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Maschinenelemente: Bei Dr. Tretter ist richtig was in Bewegung

Wie Tassilo Tretter das Familienunternehmen aus Rechberghausen behutsam modernisiert
Maschinenelemente: Bei Dr. Tretter ist richtig was in Bewegung

„Bewegung in Perfektion“ – das ist das Motto des Linearführungs-Spezialisten Dr. Tretter Maschinenelemente, der 2020 sein 50-jähriges Jubiläum feiert. Tassilo Tretter, der Sohn des Firmengründers, ist dabei das Familienunternehmen aus Rechberghausen zu modernisieren – ohne die Wurzeln zu kappen.

Bewegung hat sich Dr. Tretter auf die Fahnen geschrieben – und Beweglichkeit zeichnet die Macher bei Tretter von jeher aus. Das beginnt schon bei der Firmengründung 1970: „Mein Vater, Dr. Bertram Tretter, musste damals recht abrupt in die Selbstständigkeit einsteigen. Denn mein Opa, Handelsvertreter von vier renommierten Firmen, war leider tödlich verunglückt“, berichtet Geschäftsführer Tassilo Tretter.

Obwohl der Vater mit 24 noch im Studium war, gelang es ihm, das Vertrauen zweier Handelsvertretungen und eines kleinen Großhandels vom Netzwerk des Großvaters zu gewinnen. „Die Firma hat er dann posthum auf seinen Vater Dr. Erich Tretter eingetragen. So wollte er sein jugendliches Alter und geringe Berufserfahrung mit diesem am Markt bekannten Namen kaschieren“, berichtet Tassilo Tretter.

Weil er sich auf erklärungsbedürftige Maschinenelemente fokussiert, konnte Dr. Bertram Tretter als Händler auch ohne großes Kapital kleinere Märkte bearbeiten. Früh erkannte er zudem, dass wälzgelagerte Linearführungen in der Automation dominieren werden und legte daher seinen Schwerpunkt auf kugelgelagerte Komponenten der Linearbewegung.

Frühe Kontakte nach Japan

Weil damals japanische Hersteller Innovationstreiber waren, machte sich Dr. Bertram Tretter auf den Weg nach Japan, um dort Hersteller von Kugelbuchsen für seine Vorhaben zu gewinnen. „Das war in den 70er-Jahren sicherlich noch recht abenteuerlich. Denn in Japan sprach kaum jemand englisch und mein Vater sprach kein japanisch – also nahm er seine technischen Kataloge und ein Wörterbuch mit und klapperte mit einer Landkarte unter dem Arm die Firmen ab“, blickt Tassilo Tretter auf die Erzählungen seines Vaters zurück.

Zu den ersten Firmen, die Dr. Bertram Tretter in sein Portfolio aufnahm, gehörte der japanische Linearspezialist NSK, zu denen bis zum heutigen Tag eine innige Partnerschaft besteht. Tassilo Tretter: „Wir sind einer der wenigen exklusiven Partner der Lineartechnik von NSK in Deutschland – insbesondere bei den kleinen und mittleren Unternehmen überlässt NSK uns die komplette Kundenbetreuung.“ Die Linear-Schienenführungen und Kugelgewindetriebe von NSK gehören im Tretter-Portfolio zu den Premium-Produkten für die anspruchsvolleren Anwendungen. Daneben bietet Tretter aber diverse Alternativen wie bspw. die C-Schienenführungen als preiswerte Linearführung für Handling und Maschinenbau, Laufrollenführungen für hohe Geschwindigkeiten und rauer Umgebungen sowie Alu-Schienenführungen, welche in puncto Gewichtsersparnis und Rostbeständigkeit Vorteile bieten.

Breites Portfolio für alle Aufgaben

Zu Tretters Programm gehören neben Schienenführungen aber auch Präzisionsstahlwellen, Kugelbuchsen, Drehmomentkugelbuchsen, Gewindetriebe und Linearachsen: „Wir sehen uns als Spezialisten in Sachen Lineartechnik und haben hier, im Verhältnis zur Firmengröße ein sehr breites Portfolio“, so Tassilo Tretter.

Durch die Variantenvielfalt und die verschiedenen Qualitätsstufen könne man dem Kunden für seine jeweilige Aufgabe stets die bestgeeignetste Lösung anbieten, unterstreicht Tassilo Tretter.

Weiteres Plus sei die sehr gute Verfügbarkeit durch eine hohe Lagerhaltung. „Kombiniert mit den Möglichkeiten in der Fertigung können wir dem Kunden somit maßgeschneiderte Lösungen in kürzester Zeit bieten.“ Bei vielen Artikeln könne man sogar binnen 24 Stunden liefern, so Tassilo Tretter. „Bereits Ende der 80er-Jahre erkannte mein Vater, dass die Integration von Schlüsselprozessen in der eigenen Fertigung echte Beschleuniger sind. Diesen Ansatz haben wir die letzten Jahre noch stärker in den Fokus genommen und entsprechend in die Fertigung sowie in die Ablaufplanung Investiert“ erläutert Tassilo Tretter. Bei Tretter ist man eben beweglich: „Es ist eben alles eine Frage der Handhabung – wir freuen uns über jeden Auftrag das steckt in der Firmen-DNA“.

Ein Partner auf Augenhöhe

Neben breitem Portfolio und schneller Lieferung punktet Dr. Tretter als Partner auf Augenhöhe bei seinen Kunden aus dem Sondermaschinenbau mit unabhängiger und kompetenter Beratung. „Unsere liebsten Kunden sind diejenigen, die anrufen und gemeinsam mit unseren Experten erörtern, was für sie am besten ist“, sagt Tassilo Tretter. „Als Lösungsfinder im Sondermaschinenbau macht die Arbeit dann so richtig Spaß!“

90 Prozent des Umsatzes macht Dr. Tretter in Deutschland, ein Großteil davon in Baden-Württemberg. Bevorzugte Anwendungen liegen in Sondermaschinen für Handling, Prüftechnik, Verpackung, aber auch Medizintechnik. Gefertigt werden die Eigenprodukte von Dr. Tretter übrigens nicht nur in Rechberghausen, sondern auch am Standort Schaffhausen in der Schweiz. „Mein Vater hatte die Fertigung im Jahr 2007 in der Schweiz aufgebaut, weil wir zeitweise in Rechberghausen keine guten Möglichkeiten zur Expansion hatten.“ In der Zwischenzeit hat der Vater mit 74 seinen eigenen Wohnsitz komplett in die Schweiz verlegt („er liebt die Berge“) und schaut nur noch ein- bis zweimal im Monat in Rechberghausen vorbei.

Sohn übernimmt Geschäftsführung

Für den Sohn führte der Weg ähnlich früh wie für seinen Vater ins Unternehmen: nämlich mit 27. „Damals war mein Vater gesundheitlich schwer angeschlagen und so habe ich kurz nach meinem Maschinenbau-Studium im väterlichen Unternehmen angefangen – auch wenn ich mir gut hätte vorstellen können, noch ein wenig länger in dem Unternehmen, in dem ich auch meine Abschlussarbeit geschrieben habe, Erfahrungen zu sammeln.“ Ein gut aufgebautes Unternehmen dieser Größe benötigt natürlich mehrere Stützpfeiler – dies war zum Glück gegeben. Die Verantwortung für das Unternehmen hat Dr. Bertram Tretter sukzessive an seinen Sohn Tassilo Tretter übergeben – seit 2018 auch die operative Geschäftsführung.

Dass der Sohn mal ins Unternehmen einsteigen wird, war für den Vater schon immer klar, nicht umsonst trägt Tassilo als zweiten Vornamen den Firmennamen Erich. „Für mich hat sich das aber erst im Laufe des Studiums und den diversen Ausflügen in die Praxis erschlossen“, sagt Tassilo Tretter. Spätestens am Ende seines praxisorientierten Diplom-Studiums seien ihm dann die Vorteile eines kleinen Unternehmens klar gewesen.

Behutsame Digitalisierung

So steuert der junge Chef Tassilo Tretter nun gestützt durch je einen Geschäftsführer am jeweiligen Standort das Unternehmen – unter anderem in Richtung Digitalisierung. Das allerdings behutsam: „Manche Mitarbeiter haben Vorbehalte oder einfach großen Respekt, daher muss man ihnen aufzeigen, welche Vorteile Themen wie Digitalisierung und Automatisierung bieten.“ Beispielsweise will Tassilo Tretter dafür sorgen, dass Produkte noch schneller durch die Produktion kommen. Dazu werden Arbeitsvorbereitung und die Produktionsabwicklung stetig verbessert. „Mit einer sauberen Echtzeitplanung können wir künftig Zeitverluste durch Rüsten, Abstimmung und Warten verringern und somit mehr Aufträge annehmen und letztlich sogar noch mehr Produkte binnen 24 Stunden lieferfähig machen.“

Zudem strebt Tassilo Tretter („Ich will Ideen stiften und das Unternehmen weiterentwickeln“) in enger Absprache mit dem Führungskreis eine modernere, Mitarbeiter-orientierte Unternehmenskultur an. Diese zeichnet sich etwa durch Wertschätzung und Vertrauen, eine innovationsfördernden Fehlerkultur und eine teamorientierte horizontale Führung aus. „Kurzum: Wir sehen den Menschen als Schlüssel erfolgreicher und kontinuierlicher Weiterentwicklung – gerade in Zeiten großer Veränderung.“

Mit Toleranzhülsen in neue Märkte

Weiterer Plan von Tassilo Tretter ist es, neben den vielen Kleinstaufträgen („Wir haben ca. 4000 Kunden, viele davon benötigen nur sporadisch ein paar Führungssysteme, diese dann aber möglichst schnell“) künftig mehr Teile in mittleren Serien zu fertigen. „Dafür haben wir in den letzten Jahren diverse Investitionen in die Fertigung getätigt.“ So hat Tretter neue Maschinen zur genaueren Bearbeitung komplexer Bauteile beziehungsweise eine wirtschaftlichere Bearbeitung von Serienteilen angeschafft.

Insbesondere mit den Toleranzhülsen hat Tassilo Tretter neue Märkte jenseits des angestammten Feldes im Visier. Dieses federnde Verbindungselement stellt mit den Kugelrollen für Logistikanwendungen die Ausreißer im Portfolio der Lineartechnik dar. „Gerade die Toleranzhülsen, die am Standort in der Schweiz auf eigens entwickelten und selbstgebauten Maschinen produziert werden, haben enorm viel Potenzial.“ Solche Toleranzhülsen gleichen mit ihren federnden Eigenschaften bei Welle-Nabe-Verbindungen Schwingungen, Mittenabweichungen aber auch Toleranzen und unterschiedliche Temperaturausdehnungen aus. „Die Einsatzgebiete sind extrem vielfältig und von reinen Befestigungslösungen bis hin zu Anwendungen als Überlastkupplung kommen unsere kleinen „Problemlöser“ zum Einsatz“ schwärmt Tassilo Tretter. Anwendungen im Bereich der E-Bikes ebenso wie in Elektrofahrzeugen stellen ganz neue Märkte für Dr. Tretter in stark zukunftsorientierten Branchen dar. Bei Tretter ist eben nach wie vor etwas in Bewegung.

Dr. Erich Tretter GmbH + Co.

www.tretter.de

Am Desenbach 10 + 12

73098 Rechberghausen

Telefon: +49 7161 95334–0

info@tretter.de

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